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12:1 Da ließ er sie in seine Schatzkammer hineinführen und bestimmte, dass sie dort bleiben sollte, und ordnete an, was man ihr von seinem Tisch auftragen sollte.
12:2 Aber Judit antwortete ihm: Ich darf noch nichts von deiner Speise essen, damit ich mich nicht versündige; ich habe aber ein wenig mit mir genommen; davon will ich essen.
12:3 Da sagte Holofernes zu ihr: Wenn das aufgegessen ist, was du mitgebracht hast, woher sollen wir dir dann anderes beschaffen?
12:4 Judit antwortete: So gewiss mein Herr lebt: Bevor deine Magd alles verzehren wird, so wird Gott durch mich ausrichten, was er vorhat.
12:5 Als die Knechte sie in das Gemach führen wollten, wie er befohlen hatte,
12:6 bat sie, dass man ihr erlaubte, nachts, ehe es hell wird, hinauszugehen und zum Herrn zu beten.
12:7 Da befahl Holofernes seinen Kammerdienern, dass man sie drei Tage frei aus- und eingehen lassen sollte, um zu ihrem Gott zu beten.
12:8 So ging sie nachts hinaus in das Tal vor Betulia und wusch sich in einer Quelle.
12:9 Danach betete sie zum Herrn, dem Gott Israels, er möge sie so führen, dass ihrem Volk die Freiheit geschenkt werde.
12:10 Dann ging sie wieder in das Zelt, vermied, sich unrein zu machen, und aß nichts bis zum Abend.
12:11 Am vierten Tage machte Holofernes ein Festmahl für sein Gefolge und sagte zu seinem Kämmerer Bagoas: Geh hin und überrede die Hebräerin, zu mir zu kommen:denn es gilt als Schande bei den Assyrern, wenn eine solche Frau uns unberührt entgehen und einen Mann zum Narren gehalten haben sollte.
12:13 Da kam Bagoas zu Judit und sagte: Schöne Frau, mein Herr will dich ehren; verweigere es ihm nicht und komm, um mit ihm zu essen, zu trinken und fröhlich zu sein.
12:14 Da sagte Judit: Wie dürfte ich meinem Herrn das abschlagen?
12:15 Alles, was ihm lieb ist, das will ich von Herzen gern tun mein ganzes Leben lang.
12:16 Sie stand auf und schmückte sich, ging hinein und trat vor ihn.
12:17 Da schlug das Herz des Holofernes schneller und er entbrannte vor Begierde nach ihr.
12:18 Darum sagte er zu ihr: Lass dich nieder, trink und sei fröhlich; denn du hast bei mir Gnade gefunden.
12:19 Und Judit antwortete: Ja, Herr, ich will fröhlich sein, denn ich bin in meinem ganzen Leben nicht so hoch geehrt worden.
12:20 Und sie aß und trank mit ihm, aber nur, was ihre Magd ihr bereitet hatte.
12:21 Und Holofernes war fröhlich mit ihr und trank so viel, wie er in seinem Leben noch nie getrunken hatte.